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Standorte: Klassische Musik Prokofjew / Regal 222 / 2. Obergeschoss	Status: Verfügbar	Frist:	Signaturfarbe:	Barcode: 10028128

Aschenbrödel in der Sowjetunion

 

Im November 1945 fand im Moscower Bolschoi-Theater die Uraufführung von Sergej Prokofievs neuem Ballett »Cinderella« statt: Es war ein unmittelbarer Erfolg, der sich schon kurze Zeit darauf in Leningrad wiederholte. Nach dem Narren und der Liebe zu den drei Orangen war Prokofiev wieder einmal zum Märchen zurückgekehrt – und wieder war ihm ein großer Wurf gelungen, der selbst den dogmatischsten Köpfen des Kreml keine Handhabe zum Protest bot. Ganz im Gegenteil: Das Schicksal des ausgebeuteten Mädchens ließ sich vorzüglich ausbeuten, um die ewige, historische Sehnsucht aller Völker nach den Segnungen der marxistisch-leninistischen Ideologie »nachzuweisen«. Fatal ist nur, dass ausgerechnet der »naive« Prokofiev, der so sehr an dieses und andere Märchen glaubte, mit seinem zur Zeit der Uraufführung verfassten Artikel alle politischen Lesarten ins Reich der Fabel verwies: »Das, was ich vor allem in Musik setzen wollte, ist die romantische Liebe Aschenbrödels und des Prinzen in der Tradition des alten klassischen Balletts, mit Pas de deux, Gavotte, Walzern, Bourrée, Mazurka und Galopp.« Es ist sicherlich das schwungvollste, tänzerischste Ballett Prokofievs, und es ist schwer zu verstehen, dass es immer noch im Schatten von Romeo und Julia steht. Dem wollen wir nun abhelfen mit einer fulminanten Neueinspielung mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter dem ausgewiesenen Prokofiev-Spezialisten Michail Jurowski.

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